Klavierquartette: Brahms & Dvořák

Ende 1877 empfahl Johannes Brahms seinem Verleger Fritz Simrock die Werke eines unbekannten böhmischen Komponisten: „… ich freue mich auch schon Jahre über Sachen von Anton Dvorak (sprich Dworschak) aus Prag. Dvorak hat alles Mögliche geschrieben, Opern (böhmische), Sinfonien, Quartette, Klaviersachen. Jedenfalls ist er ein sehr talentvoller Mensch. Nebenbei arm!“ Brahms‘ Hilfe sollte Dvořáks Musik bekannt machen und ihm, insbesondere durch seine als spannend empfundene Verarbeitung von Melodien aus der slawischen Volksmusik zur Anerkennung als bedeutendster musikalischer Vertreter seines Landes verhelfen. 1889 schrieb der mittlerweile sehr berühmte böhmische Komponist ein Klavierquartett, in dem der für seinen Personalstil typische unbekümmerte Tonfall mit nationaler Färbung deutlich zum Ausdruck kommt. „Mein Kopf ist so voll, wenn der Mensch das doch alles gleich aufschreiben könnte! Die Melodien strömen mir nur so zu“, schwärmte Dvořák während der Arbeit.

Johannes Brahms gab mit seiner „Starthilfe“ für Dvořák gewissermaßen nur das weiter, was er selbst als junger Mann erfahren hatte. Zwanzigjährig kam er in den Musikerhaushalt von Robert und Clara Schumann, die beeindruckt von seinem Talent waren. Robert stellte ihn in einem emphatischen Aufsatz wie einen neuen Messias vor. Brahms war nicht nur davon überfordert, sondern auch von seinen Gefühlen für Clara Schumann. Um 1855 skizzierte er ein Klavierquartett, das die tiefe Verzweiflung angesichts der unglücklichen Liebe zu Clara widerspiegelt. Erst 1875 stellte er das Werk fertig – den düsteren Charakter seiner damaligen von ihm selber so beschriebenen „Werther-Stimmung“ wahrte er selbst in dieser endgültigen Fassung.